Erbenheim – das einst so reiche Bauerndorf
Erbenheim steht auf geschichtsträchtigem Boden. Gerade die archäologischen Ausgrabungen von 1979 haben gezeigt, wie dicht besiedelt das Gebiet rund um den Wäschbach schon in früher Zeit, d.h. auch 5000 Jahre v. Chr., gewesen ist.
2. und 3. Jahrhundert
Besiedlung durch die Römer im Erbenheimer Gemarkungsgebiet. Zahlreiche römische Funde und die in der Erbenheimer Gemarkung lokalisierten römischen Gutshöfe, die entlang des Wäschbachs lagen, deuten darauf hin, dass die Römer hier bis ins späte 4. Jahrhundert n. Chr. ansässig waren.
6. bis 8. Jahrhundert
Frankensiedlung in der Erbenheimer Gemarkung. Ein grosser Stamm der Franken siedelte dort, wo sich heute Bürgerhaus, Erbenheimer Hermann-Ehlers-Schule und das Neubaugebiet Nord befinden. Die Hinweise auf die 1971 gefundene „Heydenkapelle“ in diesem Gebiet (Flurbereich „Steinhaufen“ und „Vor der Kapelle“) deuten schließlich auf eine dichte Besiedlung in karolingischer bis ottonischer Zeit (8. bis 11. Jahrhundert) hin.
927
Erbenheim wird zum ersten Mal in der auch für einige andere Wiesbadener Vororte bedeutungsvollen Urkunde für St. Ursula in Köln erwähnt. Eine Kopie dieser Urkunde kann im Museum besichtigt werden.
Um 1080
Königshof der Hohenstaufen bei Erbenheim.
1184
Reichsfest Friedrich des I., genannt Barbarossa, zwischen Kostheim und Erbenheim.
1423
Kaiser Sigismund verleiht Erbenheim die Stadtrechte. Die Original-Urkunde ist leider in keinem Archiv überliefert. Eine Abschrift hängt jedoch im Heimatmuseum. Anlage der Umwallung Erbenheims. Im Mittelalter ist der starke Turm der evangelischen Pauluskirche im Ortsteil von Alt-Erbenheim entstanden.
1497
Bau des Turmes der Erbenheimer Warte. Eine Grenzbefestigung zwischen Amöneburg und Biebrich. Über Erbenheim bis nach Flörsheim an das Mainufer wurde um 1490 von den Mainzer Bischöfen, insbesondere von Erzbischof Bertheld von Henneberg (1484-1504) zum Schutz vor „Raubenden Horden“ errichtet. Vier Warttürme waren damals Bestandteil der Befestigung. Die Warttürme bekamen den Namen der nächstgelegenen Ortschaft. Die Erbenheimer Warte steht in der Gemarkung Mainz-Kastel. Weitere Warten standen am heutigen Biebricher Ostbahnhof, an der Kreuzung Hochheim/Delkenheim und in Flörsheim. Die vier Türme waren ausschließlich Beobachtungs- und Signaltürme zum Schutz des Bistums Mainz.
15.-16. Jahrhundert
Kaiserliche Gerichtsstätte bei Erbenheim (Hofgut Mechthildshausen).
1515
Aufstellung des Gemarkungssteines mit der so genannten „Erbenheimer Rune“. Der Stein ist in Erbenheim erhalten und die Rune diente als Vorlage für das Erbenheimer Wappen.
1602
Darstellung nach der ältesten Ansicht auf einer Karte von Johann Heinrich Dillich, hier „Erebenheim“ genannt. Es handelt sich, wie um diese Zeit üblich, um eine militärische Karte. Aus diesem Grund ist als Orientierung für die Kanonenschützen das primäre Ziel, in vielen Fällen der Kirchturm, besonders hervorgehoben. Die Blickrichtung ist von Süd nach Nord.
1618-1648
Zerstörung und Plünderung Erbenheims im 30-jährigen Krieg.
1700
Erbenheim entwickelt sich zu einer landwirtschaftlich bedeutungsvollen Gemeinde, in der auch Weinanbau und sehr viel Schafzucht betrieben wird.
1790
Einbau der heute noch erhaltenen Orgel in der evangelischen Kirche der Paulusgemeinde.
1812-1814
Ausbau der damaligen „Frankfurter Straße“ in Richtung Wandersmann (heute Wiesbadener Kreuz) zur heutigen Wandersmannstra?e.
1834-1835
wurde das heutige „Erbenheimer Rathaus“ zunächst als Schule erbaut; Rathaus wurde das Gebäude erst 1926. Heute ist hier u.a. das Heimatmuseum untergebracht.
1866
Nassau und damit auch Erbenheim werden preußisch, danach Provinz Hessen-Nassau.
1879
Fertigstellung der Eisenbahnstrecke Wiesbaden-Niedernhausen als Teil der Hessischen Ludwigsbahn. Erstmalig hält ein Zug in Erbenheim.
1900
Bau der Justus-von-Liebig-Schule
1906
Die elektrische Straßenbahn verkehrte erstmals zwischen Wiesbaden und Erbenheim. Sie brachte auch das elektrische Licht nach Erbenheim, das im Oktober 1908 somit erstmalig in den zu diesem Zeitpunkt angeschlossenen Häusern genutzt werden konnte.
1907 – 1910
Bau der Erbenheimer Rennbahn, die dann bis 1929 besteht. Berühmt wurde der Erbenheimer Rennbahn-Weiher, der dadurch entstand, dass tausende Kubikmeter Sand für die Anlage der Rennbahn ausgegraben wurden. Ähnlich den heutigen Kiesgruben in unserer Gegend, entstand somit ein herrlicher Badeweiher für die Erbenheimer, 150 m lang und 50 m breit.
1914-1918
Erster Weltkrieg mit anschließender Besetzung Erbenheims durch die Franzosen.
1928
Eingemeindung Erbenheims zur Stadt Wiesbaden.
1929
Nutzung der Erbenheimer Rennbahn zunächst als Zivil- und später als Militärflughafen. Am 20. Mai 1929 landeten zum ersten Mal 2 Flugzeuge, einmotorige Doppeldecker, hier auf diesem Platz. Flugtage fanden auf der Erbenheimer Rennbahn allerdings bereits kurz nach deren Eröffnung statt; Freiherr von Richthofen – „Der rote Baron“ – flog hier schon 1913 bei einem solchen Flugtag mit. Es handelte sich dabei um den so genannten „Prinz-Heinrich-Flug“, eine Flugveranstaltung für Motorflugzeuge, bei dem auch das Zeppelin-Luftschiff „Viktoria“ in Erbenheim landete.
1937
Der Straßenbahnbetrieb wird eingestellt. Omnibusse übernehmen die Personenbeförderung. Allerdings hatte die Stadt Wiesbaden bereits am 1. April 1929 als erste Großstadt in Deutschland Autobusse eingeführt – damals eine verkehrstechnische Sensation.
1939-1945
Zweiter Weltkrieg und Bombardierung Erbenheims mit einigen Toten und mit schweren Schäden.
1948-1949
Luftbrücke der US-Luftstreitkräfte zur Versorgung Berlins auch vom Flugplatz Erbenheim aus.
1955
Bau der Turnhalle der Justus-von-Liebig-Schule.
1959/60
Bau der Aussiedlerhöfe in den Platte-Distrikten.
1960
Ortsteil Hochfeld entsteht. Einweihung des neuen Sportplatzes am Oberfeld. Die Kerbegesellschaft „Wäschbachstelzen“ sorgen wieder für regelmäßige Durchführung der Erbenheimer Kerb.
1965
Am Erbenheimer Bahnhof ensteht ein riesiger Getreidesilo der Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft. Nach der Erweiterung der Vermittlungsstelle auf dem Hainerberg erhalten 1300 Haushalte in den östlichen Vororten „endlich“ ihren lang ersehnten Telefonanschluß.
1966
Einweihung der Hermann-Ehlers-Schule.
1969
Alfred Hitchcock dreht in Erbenheim Teile des Spionage-Thrillers „Topas“
(Quelle: WK vom 25.3.2023)
1972
Fertigstellung des Bürgerhauses.
1975
Der Ortsteil Erbenheim-Nord entsteht.
1977
Das katholische Gemeindezentrum in der Sigismundstraße wird gebaut.
1978
Der amerikanische Präsident Jimmy Carter besucht den Erbenheimer Flughafen.
1980
Die Tour de France fährt durch Erbenheim. Von Wiesbaden über die Berliner Straße kommend, geht es in der Ortsmitte in die Wandersmannstrasse und an der Kirche vorbei nach Nordenstadt.
1983
Der Verein Heimatmuseum Erbenheim e.V. wurde am 9.11.1983 als gemeinnütziger Verein gegründet.
1984
Das Heimatmuseum wird am 1.12.1984 im ehemaligen Rathaus von Erbenheim eingeweiht.
1994
Erweiterung der Justus-von-Liebig-Schule, 1. Bauabschnitt, d.h. Veränderungen am bisherigen Schulhaus.
1999
Die Interessengemeinschaft Erbenheimer Ortsvereine, in der 21 Vereine zusammengeschlossen sind, besteht 50 Jahre.
2000
Die Justus-von-Liebig-Schule besteht 100 Jahre und der 2. Bauabschnitt zur Erweiterung beginnt.
2001
Erbenheim hat über 9.000 Einwohner.
2002
1075-Jahr Feier Erbenheims. Wiedereröffnung des Heimatmuseums Erbenheim nach abgeschlossener Renovierungsarbeiten. Der 2. Bauabschnitt zur Erweiterung der Justus-von-Liebig-Schule ist vollendet.
2009
Die Interessengemeinschaft Erbenheimer Ortsvereine veranstaltet das erste Höfefest mit Unterstützung des Ortsbeirates und des Kulturamtes. Im Erbenheimer Rathaus werden durch das Standesamt Wiesbaden wieder Trauungen durchgeführt. Am Ende der Wandersmannstrasse (Richtung Nordenstadt) entsteht ein neues Wohngebiet mit 57 Einfamilienhäusern.
2011
Anbauten und Erweiterungen an den Kindertagesstätten der ev. Petrusgemeinde, der ev. Paulusgemeinde und der kath. Kirchgengemeinde Maria Aufnahme. Der Turm der ev. Pauluskirche wird renoviert.
2012
Erbenheim feiert sein drittes Höfefest. Flugplatzerweiterung durch Siedlungsbauten für Angehörige der US-Streitkräfte in südlicher Richtung (Gemarkung Delkenheim).
2013
Nach den vorangegangenen grossen Umbaumaßnahmen rund um die Berliner Strasse (2009 – Sanierung der unteren Wandersmannstrasse / 2010 – Bau des Kreisels zum Friedhof / 2011 – Sanierung der unteren Berliner Strasse und Umbau der Bushaltestellen / 2012 – Sanierung der Wäschbachstrasse und Umgestaltung des Bachplatzes / 2013 – Kanalsanierung im Inliner-Verfahren) standen jetzt umfangreiche Sanierungsarbeiten an der ev. Pauluskirche und am alten Rathaus an (Neue Dacheindeckung mit Naturschiefer, Fassadensanierung und Anstrich). Das Rathaus erhält nach der Aufarbeitung der Fassaden eine Beleuchtung und ist jetzt am Abend schön illuminiert. Der alte Ortskern am Kirchplatz erstrahlt im neuen Glanz.
Das Bürgerhaus aus dem Jahre 1972 wurde in den letzten Jahren in drei Bauabschnitten für rund 2,1 Millionen Euro komplett saniert und im Dezember durch den Oberbürgermeister wieder an den Ortsteil übergeben.
2014
Das Heimatmuseum im alten Rathaus besteht seit 30 Jahren. Erbenheim feiert sein viertes Höfefest.
2016
Erbenheim feiert sein fünftes Höfefest.
2018
Beginn der umfangreichen Innensanierung der ev. Pauluskirche. Erbenheim feiert sein sechstes Höfefest.
2019
Am Ostersonntag wird die ev. Pauluskirche nach umfangreicher Innensanierung wieder an die Gemeinde übergeben.
2020
Die Covid-19 Pandemie bringt grosse Einschränkungen für das öffentliche Leben. Das siebte Höfefest und die Erbenheimer Kerb müssen abgesagt werden. Baubeginn in Erbenheim Süd. Auf 32 ha sind ca. 530 Wohneinheiten plus Gewerbe geplant. Der Verkehr wird durch eine neue Verbindungsachse, vom Kreuzberger Ring durch das Neubaugebiet zur Strasse „Zum Friedhof“ geführt. Dies soll zu einer Entlastung des Ortskerns führen. Hierzu müssen zwei neue Brücken errichtet werden. Ein CO2-neutraler Lebensmittelmarkt sorgt für die Nahversorgung. Leider wurden im Zuge der Baumassnahmen die mehr als 25 Pappeln auf dem ehemaligen Gelände von Dyckerhoff und Widmann gefällt. Jahrzehntelang waren Sie ein landschaftsprägendes Element, dass schon von weitem zu sehen war.
2021
Die Covid-19 Pandemie schränkt weiterhin das öffentliche Leben ein. Die Erbenheimer Kerb wird in kleinerem Umfang im Freien mit Zugangsbeschränkungen gefeiert. Der Kerbezug fällt aus. Das Heimatmuseum kann erst ab Juli wieder öffnen. Zum Jahresende verursacht die vierte Ansteckungswelle erneute Beeinträchtigungen.
2022
Nachdem es zweimal abgesagt werden musste, konnte endlich das siebte Höfefest gefeiert werden. Eine neue Brücke über die Bahnlinie soll den Verkehr vom Kreuzberger Ring durch das Neubaugebiet Erbenheim Süd zur Straße „Am Friedhof“ ableiten. Die alte Eisenbahnbrücke von 1910 wird abgerissen und durch eine neue ersetzt.
2023
Erbenheim bekam vor 600 Jahren (genau am 28.4.1423) die Stadtrechte verliehen. In kleinem Rahmen feiern Vorstand und Mitglieder das 40jährige Vereinsjubiläum.